Project Description
«Es gibt immer wieder Sätze, die das jugendliche Lebensgefühl unzimperlich oder schön poetisch auf den Punkt bringen.»
«Entstanden ist aber kein theoretisches Dokumentartheaterstück, sondern eine packende Geschichte zwischen Mundart und Hochdeutsch. In Rhythmus und Sprache ist sie nahe dran an der Jugend.»
«… ein Abgesang an die verlorene Kindheit und an eine verlogene Welt, die auch vor den alpinen Bergkämmen nicht Halt macht.»
«All the children are insane.»
My only friend the end
Theaterstück
Uraufführung: 14.03.2014, Theater Pavillon, Luzern
Sie suchen nach Freiheit, nach Abenteuer, denn ein Morgen gibt es nicht. Die Urschweizer Jugend feiert ihren Wunsch nach Wildnis abseits der bäuerlichen Postkarten-Idylle; und zwar mit Musik, Filmen und Alkohol. Der letzte Sommer vor dem Ende der Jugend ist ein grosses Fest unter Freunden. Es ist ihre Suche nach der unbegrenzten Freiheit: Sie zelten an stillgelegten Steinbrüchen und entzünden unter dem von Bergen eingekesselten Sternenhimmel ein Feuer. Von den felsigen Klippen der Axen-Bahnlinie springen sie in den See, sie schleichen sich ins Tunnelportal und spüren den nachwirkenden Windsog des vorbeirasenden Intercity Richtung Gotthard. Und immer mit dabei, die sphärischen Klänge von «The Doors» – sie sind der Soundtrack ihres tobenden Ausbruchs.
Doch was wenn diese Sehnsucht unstillbar bleibt? Auch der Talkessel hat seine engen und dunklen Abgründe, welche die Stärke jeder Freundschaft absaugen bis nur das Nichts einer Narbe bleibt. Denn manchmal übersteigt jener jugendliche Weltschmerz seine süssen, harmlosen Konturen und als einziger Ausweg bleibt das totale Ende.
«My Only Friend, The End» – Jim Morrisons psychedelische Abschieds-Hymne ist ein Abgesang an die verlorene Kindheit und an eine verlogene Welt, die auch vor den alpinen Bergkämmen nicht Halt macht und die in einer traurigen Gewissheit gipfeln kann: «And I will never look into your eyes again.» Plötzlich werden jene lyrische Zeilen Tatsache. Und alle, die diesen schmerzlichen Abschied überleben, verzweifeln an dieser erbarmungslosen «Freiheit» des anderen. Denn kein kindisches Spiel, kein trunkenes Abenteuer bringt das Vorher zurück – alles ist Nachher.
Durch Suizid sterben jährlich rund 150 Menschen auf dem Schweizer Schienennetz, und gerade bei Jugendlichen ist diese Form des Selbstmordes am häufigsten verbreitet. Doch wer sind die wahren Opfer eines Jugendsuizides? Wer trägt die Schuld? Gibt es «Täter»? Und kann man einen Suizid gar «rächen»? Kann man Gerechtigkeit erzwingen, damit die verzweifelte Suche nach einem Grund endlich aufhört? Damit die ungläubigen Mutmassungen und naiven Ausreden ein Ende haben. Und was, wenn Jim Morrison vielleicht Recht behält: «All the children are insane»?
Bilder: Ingo Höhn